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Das Tief im Norden – Deutscher Handball nach dem Debakel

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Es war nur schwer mitanzusehen, aber es war dann leider auch nicht sonderlich überraschend, wie die deutschen Handballer von Norwegen deklassiert wurden. Das Rätsel war eher, was die Mannschaft am Samstag gegen Island noch hatte mobilisieren können, um gegen Ungran dann wieder jenes Gesicht zu zeigen, an das man sich bei dieser WM hatte gewöhnen müssen.

Ein Rätsel, weil gegen Island ein Team auf der Platte stand, weil Körpersprache und Interaktion stimmten. Wogegen der Egoismus eines Pascal Hens gegen Ungarn nahezu unerträglich war, als er sich in den ersten Minuten schon jeden noch so sinnlosen Wurf nahm und nie traf. Als wäre es nicht der Job eines Kapitäns, sich in solchen Momenten zurückzunehmen für die Mannschaft, anstatt den persönlichen Erfolg um jeden Preis zu suchen.

Schwer zu sagen- egal, ob nun Platz 11 oder 12 herausspringt -, welche Konsequenzen das Debakel in Schweden haben wird. Ob der eine oder andere zurücktreten wird sich eine Kreativpause gönnt oder verordnet bekommt, Ob Heiner Brand die Nase voll hat und hinwirft.

Brand ist so lange Bundestrainer, dass ihn ganz von selbst die Aura der Alternativlosigkeit (ja, ich weiß, es ist dieses dämliche „Unwort des Jahres”!) umgibt. Die ist, zum einen, immer trügerisch; zum anderen ist wirklich schwer vorstellbar, wer Brand beerben sollte, der in seinen 13 Jahren Amtszeit so oft mehr erreicht hat, als man erwarten durfte.

Dagegen wirkt die bereits ins Gespräch gebrachte Alt-Lemgoer Doppelspitze Christian Schwarzer/Markus Baur nicht gerade ermutigend, weil beide weder über hinreichende Trainer-Erfahrung verfügen, noch die Chance zu einem Neuaufbau hätten. Sie müssten weiterarbeiten mit dem mehr oder minder gleichen Kader – was auch Brand müsste, der sich jedoch vermutlich noch eher darauf einstellen könnte, auf unabsehbarer Zeit eine Mannschaft zu betreuen, die international nur geringfügig besser einzustufen ist, als es das Abschneiden bei der WM ausdrückt.

Ob er noch Lust dazu hat, ob er warten mag, ob aus Sven-Sören Christophersen oder Uwe Gensheimer Weltklassehandballer werden, ob Michael Kraus jemals wieder den Stand seiner frühen Karriere erreicht und Holger Glandorf noch einlösen wird, was man von ihm erwartet hat, ist fraglich. Dass von Hens oder Lars Kaufmann nicht mehr viel zu erwarten ist, scheint mir dagegen ziemlich sicher. Und ich könnte es Heiner Brand mit all seinen Verdiensten nicht übel nehmen, wenn ihm das zu wenig wäre: Zwei großartige Torhüter und davor ein wankendes Gebilde, das sich nicht hat stabilisieren lassen.

von pkoerte erschienen in Eins gegen Eins ein Blog von FAZ.NET.


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